Basteltipp: Zaun- und Geländerbau
Zäune und Geländer gehören in die Landschaft wie Salz in die Suppe. Es gibt sie an allen Ecken, gefertigt aus etlichen Materialien, in allen Formen und Farben.
Das Programm der Zubehörhersteller ist zwar reichhaltig aber gerade in der Spur TT doch arg begrenzt. Um wirklich eine abwechslungsreiche, wenn auch vielleicht nicht immer maßstabsgerechte, Darstellung zu erreichen, muss schon mal auf Modelle anderen Spurweiten zurückgegriffen werden. Das Hauptproblem ist jedoch in meinen Augen, dass die Detailtreue oft nicht überzeugend ist und für mich dadurch ein Selbstbau effektiver erscheint. Die Optik gewinnt dabei natürlich durch die Freiheit der individuellen Gestaltung in Art, Form und Farbe. An dieser Stelle kann ich natürlich nur auf einen kleinen Teil der Möglichkeiten eingehen. Der Fantasie sind beim Bau fast keine Grenzen gesetzt und ein passendes Vorbild ist ganz schnell gefunden.
Ausschlaggebend für den Bau ist die Art des Zaunes. Zur besseren Veranschaulichung unterteile ich mal in vier Bereiche.
- einfacher Zaun aus Holz
- einfacher Zaun / Geländer aus Metall
- filigraner Zaun aus Metall
- filigraner Zaun aus Papier
Einfacher Zaun aus Holz
Diese Art von Zäunen ist eigentlich, gerade im ländlichen Raum, überall anzutreffen. Ich nutze zum Bau ganz einfache Materialien wie Funierreste, Balsaholz, dünne Holzleisten, Polystyrol und sogar nur Papier bzw. Pappe. Die Möglichkeit einen Holzzaun lasern zu lassen, gibt es natürlich auch, ist jedoch meiner Meinung nach für diese einfache Bastelei zu viel des Guten und verschlingt nur unnötig finanzielle Mittel aus dem meist eng bemessenen Mobabudget.
Um den Zaun zu bauen, werden einfach die gewünschten Zaunfeldbreiten ermittelt und entsprechende Querriegel aus dem Ausgangsmaterial zurecht geschnitten. Es ist sehr hilfreich, wenn mehrere Felder am Stück gefertigt werden und die Riegel durchgängig sind, da das den späteren Aufbau etwas vereinfacht. Anschließend werden die dünnen Holzleisten entsprechend der späteren Zaunhöhe abgelängt. Nun kann die Grundkonstruktion bereits zusammengesetzt werden. Zwei Riegel im Abstand auf die Arbeitsplatte legen und gemäß der vorher bestimmte Feldbreite die Pfosten aufkleben. Wenn diese Konstruktion trocknet, können die eigentlichen Zaunbretter zugeschnitten werden. Bei der Verwendung von Holz oder Pappe braucht keine weitere Behandlung erfolgen, wenn jedoch Polystyrol zum Einsatz kommt, sollte die Maserung durch Ritzen der zukünftigen Bretter nachgeahmt werden. Sofern genug Bretter vorhanden sind, können diese auf die vorbereitete Grundkonstruktion aufgeklebt werden. Um einen verwahrlosten Zaun nachzubilden, empfiehlt es sich, ab und zu mal ein Brett schief anzubringen oder es vorher mittels scharfen Cutter in Faserrichtung zu beschädigen.
Einfacher Zaun / Geländer aus Metall
Diese Art von Zäunen ist immer dort anzutreffen, wo die Sicherung effektiv sein sollte, aber kein Geld kosten durfte. Also mitten in der Landschaft, in Bahnbereichen, an Ortsrändern usw. Als Baumaterial kommen bei mir meistens Polystyrol- und / oder Messing-Profile sowie Federstahldraht zum Einsatz.
Um einfachste Geländer zu bauen, werden Polystyrol-Profile entsprechend der zukünftigen Höhe zurecht geschnitten. Die Nutzung von Schienenprofilen ist natürlich auch möglich, in der Bearbeitung jedoch etwas hartnäckiger. In die Profile werden jetzt einfach Löcher gemäß der gewünschten Anzahl von Querstreben gebohrt. Durch diese wird anschließend ein Messing oder Federstahldraht gezogen und mittels Sekundenkleber fixiert. Nach der Colorierung und Trocknung, kann das Geländer dann auf der Anlage verbaut werden.
Eine andere Art des Geländerbaus ist das Löten. Dabei werden natürlich ausschließlich matallische Baumaterialien benötigt. Um eine gleichmäßige Optik zu erhalten, ist es sinnvoll, sich vorher eine Form aus hitzebeständigem Material zu bauen. Meine Form besteht zwar "nur" aus Holz, der Geländerbau funktioniert aber auch damit bis jetzt einwandfrei. Für mich hat sich auch die Verwendung von Lötpaste ausgezahlt, denn damit entfällt der dicke Lottropfen am Lötkolben und es sind wesentlich feinere Arbeiten möglich. Zum Bau werden entsprechende Abschnitte des Grundmaterials zurechtgeschnitten und der Zaun in der Form bereits zusammengesetzt. Anschließend bekommen die Lötpunkte nur noch einen Auftrag der Lötpaste und werden mittels Lötkolben erhitzt, so dass das Lot eine feste Verbindung herstellt. Auf diese Art und Weise wird das Geländer Feld für Feld zusammen gesetzt. Nachdem das Geländer oder der Zaun fertig montiert und coloriert ist, kann dieser in vorbereitete Löcher gesetzt und verklebt werden.
Filigraner Zaun aus Metall
Diese Art von Zäunen ist innerhalb von Ortschaften zu finden. Mit steigender Wohnqualität werden die Zäune meistens aufwendiger bzw. filigraner. Diese können im Selbstbau aus einfachen Materialien oft nicht mehr gefertigt werden. Es wird eine sehr präzise Fertigungstechnik benötigt. Zur Auswahl stehen das Ätzen und das Lasern. Mit beiden Verfahren können sehr filigrane Bauteile in einer sehr hohen Fertigungsqualität erstellt werden.
Für meine Zäune habe ich mich erst einmal auf das Ätzverfahren konzentriert, da man mit diesem gegenüber dem Laserverfahren noch feinere Strukturen herausarbeiten kann. Über den eigentlichen Fertigungsprozess kann ich nicht schreiben, sondern nur über die Vorbereitungsarbeiten. Um ein Ätzteil fertigen zu lassen, muss eine Vorlage erstellt werden. Aus dieser Vorlage wird ein Schwarz/Weiß Film erstellt, der dann zum Ätzen der eigentlichen Blechplatine genutzt wird. Es gibt diverse Firmen, die sich auf das Lohnätzen spezialisiert haben. Die Ansprüche an die Vorlagen werden sich gewiss unterscheiden.
Hier die Eckpunkte, nach denen ich meine Vorlagen erstelle:
- Dateiformat TIFF
- Auflösung 1 mm = 20 Pixel = 508 dpi
- 4 Farben sind nur zulässig (SCHWARZ - Material bleibt erhalten, ROT - Anätzung von 0,1 mm Vorderseite, GRÜN - Anätzung von 0,1 mm Rückseite, WEIß - Material wird entfernt)
- im Graphikprogramm Antialiasing (Kantenglättung) abschalten, so das wirklich nur die vier Farben vorhanden sind, ansonsten entstehen bei der Erstellung der Ätzvorlage an den Kanten fehlerhafte Grauwerte
- minimales Schlitzmaß (WEIß) 0,2 mm = 4 Pixel
- minimales Stegmaß (SCHWARZ) 0,3 mm = 6 Pixel
- Festhalter der einzelnen Elemente in ausreichender Zahl nicht vergessen, diese auch nicht zu lang wählen
- ggf. ein Skalierungsrechteck zum Prüfen der Maße
- Material 0,2 mm Neusilberblech
Wenn die Platine geätzt ist, kann der Zaun aus dieser gelöst und nach der Colorierung verbaut werden. Als Pfosten habe ich bis jetzt immer 0,3 mm Messingrundstab genutzt, es sind aber natürlich auch andere Materialien denkbar. Möglich wäre sogar, den Zaun gleich mit Pfosten ätzen zu lassen. Durch deren platte Wirkung ist die Optik dann aber nicht ganz optimal.
Filigraner Zaun aus Papier
Als Grundlagen für solch einen Zaun dient mir eine Vorlage ähnlich der einer Ätzvorlage. Da bei dem Zaun aus Metall ist das Stegmaß bei diesem Beispiel ebenfalls 0,3 mm und damit sehr filigran. Als Ausgangsmaterial dient 160 g/m² Papier, dass jedoch durch eine spezielle Nachbehandlung stabilisiert werden muss.
Zuerst wird entsprechend der individuellen Zaunwünsche eine Vorlage am Rechner erstellt. Für ein komplettes Zaunfeld braucht man mindestens 2 Vorlagen. Eine Vorlage für die horizontalen und eine für die vertikalten Bereiche. Aus der ersten Vorlagen werden zunächst alle vertikalen Zwischenräume ausgeschnitten, aus der zweiten Vorlage dann alle horizontalen Bereiche zwischen den Haltestreben. Beide Vorlagen werden nun mit Sekunden- oder Kuststoffkleber getränkt. Dazu einfach einen größeren Tropfen Kleber auf eine Unterlage, diesen mit einem Zahnstocher aufnehmen und das Papier damit bestreichen. Nach der Trocknung können nun beide Vorlagen passend übereinander geklebt werden. Nachdem wieder alles gut durchgetrocknet ist, kann das fertige Zaunfeld aus der Vorlage gelöst werden.
Bitte ein Klick auf die bebilderte Anleitung:
Die Colorierung
Bei der Verwendung von Holz nutze ich fast ausschließlich Beize, die es in unterschiedlichen Farbtönen zu kaufen gibt und die vorhandene Maserung betont. Zu beachten ist dabei, dass die Beize nur das Holz färbt, aber nicht den Kleber, was heißt: erst beizen, dann kleben ! Die Nutzung anderer Farben ist natürlich möglich, wobei die Maserung dabei etwas verloren gehen kann. Bei der Verwendung von Kunststoff oder Metall als Grundmaterial nutze ich Email-Color von Revell. Diese Farben gibt es in sehr vielen Farbtönen und sie haben eine hohe Deckkraft. Bei allen Farben ist auf die richtige Konsistenz zu achten, da gerade bei den filigranen Ätzteilen durch einen zu dicken Farbauftrag Details verloren gehen können. Um auch feinste Linien nachzeichen zu können, sollte eine ganze Palette Pinsel vorhanden sein. Den gleichmäßigsten Farbauftrag erhält man durch die Nutzung von Airbrush, bis jetzt bin ich jedoch ohne zurecht gekommen. Bevor der Zaun auf der Anlage verbaut wird, sollte er selbstverständlich gealtert werden. Dazu dienen mir Pulverfarben für Verschmutzungs- und Rostspuren oder spezielle Rostwandler für die Darstellung von echtem Rost. Wenn dann alles coloriert und gealtert ist, kann der Zaun seine Schutzfunktion aufnehmen.